Der Porphyrtuff auf dem Rochlitzer Berg gehört zu den bedeutendsten Geotopen Deutschlands und wurde 2012 auf den 4. Platz bei der Abstimmung zu den schönsten Naturwundern in unserem Land gewählt. Für uns war das Grund genug, dem Berg einen Besuch abzustatten.
Erkundet haben wir den Rochlitzer Berg auf dem Porphyrlehrpfad, einem 2,7 km langen Rundweg, der die Geschichte des Steinabbaus demonstriert und Einblicke in ehemalige, bis zu 60 Meter tiefe Steinbrüche gewährt.
In diesem Beitrag geben wir dir ein paar Hintergrundinformationen und Tipps für den Besuch und zeigen dir den Lehrpfad mit seinen einzelnen Stationen.
Entstehung des Rochlitzer Berges
Der Rochlitzer Berg hat seinen Ursprung vor etwa 290 Millionen Jahren. Zu dieser Zeit war das Gebiet Nordwestsachsen Zentrum starker vulkanischer Aktivitäten, bei denen sich 2 große Einbruchkessel bildeten. Die Rochlitz-Caldera hatte einen Durchmesser von 60 km, die Wurzen-Caldera einen von 40 km.
Innerhalb kürzester Zeit wurden riesige Mengen an Asche, Lava und Gesteinstrümmer an die Erdoberfläche und in die Atmosphäre geschleudert. Die Menge der vulkanischen Auswurfmasse war mit 5.500 Kubikkilometern eine der größten der weltweit bekannten Supervulkane. Ein Großteil der Asche fiel in der Nähe des Vulkanschlotes herab und schüttete einen kegelförmigen Berg auf – den Rochlitzer Berg.
Im Laufe der Zeit bildete sich hier der sogenannte Rochlitzer Porphyr (oder Porphyrtuff genannt), der aus kieselsäurereichem Magma entstanden ist. Das Gestein ist von roter, brauner, violetter oder graugelber Farbe und oft von weißen oder hellroten Äderchen durchzogen. Aufgrund dieser weltweit einzigartigen Marmorierung wird der Porphyrtuff auch als „Sächsisches Marmor“ bezeichnet.
Steinfunde belegen, dass der Rochlitzer Porphyr schon vor 3000 Jahren als Mahlstein verwendet wurde. Vor 1000 Jahren fanden die ersten Steinbrucharbeiten statt und seit dem 12. Jahrhundert wird der Porphyr bautechnisch eingesetzt und künstlerisch genutzt. So findet man ihn z. B. im Alten Rathaus und der Thomaskirche in Leipzig, in der Burg Kriebstein und der Basilika in Wechselburg. Auch für zahlreiche Kursächsische Postmeilensäulen wurde Porphyrtuff verwendet.
Bei Wikipedia findest du eine Liste mit Bauwerken, Skulpturen und Kursächsische Postmeilensäulen, bei denen das Gestein verwendet wurde → hier ansehen.
Parken
Möchtest du dem Rochlitzer Berg einen Besuch abstatten, findest du vor Ort 2 kostenlose Parkplätze – den „Unteren Parkplatz“ und den „Parkplatz Süd“.
Wir empfehlen, den Parkplatz Süd zu benutzten, da sich dieser direkt am Startpunkt des Porphyrlehrpfades befindet. Von dem anderen Parkplatz muss man noch etwa 700 m laufen.
Die Parkplätze sind sehr begehrt und leider nicht wirklich zahlreich, sodass man hier etwas Glück haben muss, vor allem wenn man am Parkplatz Süd stehen möchte. Es kann sich also lohnen, frühmorgens oder am späten Nachmittag vor Ort zu sein. Wir kamen gegen 11 Uhr an und da waren die freien Parkplätze schon sehr knapp.
Porphyrlehrpfad
Der Porphyrlehrpfad besteht aus 15 Stationen, beginnend am Waldschlösschen und endend am Türmerhaus.
Die Wege sind in einem top Zustand und daher auch für weniger trittsichere Menschen sehr gut geeignet. Für die Runde selbst kannst du eine gute Stunde einplanen, mit Fotografieren und anderweitigen Pausen entsprechend mehr.
Waldschlösschen
Das Waldschlösschen (Station 1) entstand 1861 als Bergwirtschaft. Nach der Einweihung im Oktober wurde die Gaststätte im Laufe der Zeit vergrößert und durch einen Pavillon und eine Musikhalle ergänzt. Nach dem Tod Haberkorns führte dessen Witwe die Gaststätte fort. Anschließend hatte sie immer wieder neue Besitzer.
Im 2. Weltkrieg diente das Waldschlösschen als Lazarett, später als Tbc-Heilstätte und bis zum Anfang der 90-er Jahre als Zweigstelle des Rochlitzer Krankenhauses. Seitdem steht das Gebäude leer, wird aber anscheinend gerade (Mai 2021) renoviert.
Haberkornsche Brüche
Die nächsten Stationen führen zu den Haberkornschen Brüchen.
Anmerkung: Die Steinbrüche bekamen in der Regel die Namen ihrer Besitzer. Dieser gehörte Karl Wilhelm Haberkorn.
Auf dem Weg stößt man zuerst auf den Bergkeller (Station 2), einem gewöhnlichen Keller, der zu einem Haus gehörte, das an der Straße stand. Das Haus gibt es nicht mehr und der Keller darf nicht betreten werden. In ihm leben heute Fledermäuse.
Über dem Eingang ist ein Kopfrelief angebracht. Wen das darstellen soll, ist nicht bekannt.
Der Weg führt anschließend weiter zum Pferdestall (Station 3).
Die Futtertröge und Halteringe, an denen die Pferde früher angebunden waren, sind noch gut erhalten. Ansonsten sieht man nicht mehr viel.
Pferdefuhrwerke waren früher von großer Bedeutung beim Abtransport des Gesteins, vor allem wenn die Wege durch den Regen schlecht waren.
Schließlich gelangt man zu den Haberkornschen Brüchen (Station 4).
Aus Sicherheitsgründen darf man den Steinbruch nicht betreten, aber auch von weitem ist der Ort sehr beeindruckend.
Nun läuft man den Weg zurück. Schräg gegenüber vom Waldschlösschen findest du den Böhmestein (Station 5).
Dieser erinnert an den Königlich Sächsischen Jäger Sergeant Rudolf Böhme, der Weihnachten 1866 in der Dunkelheit in den Haberkornschen Bruch stürzte und dabei tödlich verunglückte.
Der Weg führt anschließend weiter zur Panoramaaussicht (Station 6), die ihren Namen leider momentan nicht verdient hat. Durch die vielen Bäume sieht man so gut wie nichts. Früher hatte man hier einen der schönsten Ausblicke auf das Rochlitzer Muldental.
Einsiedelei
Schließlich geht es zur Einsiedelei (Station 7), die 1817 von Christian Gottlob Seidel gebaut wurde.
Dieser verband 2 hohe, abgeschrotete Felsen durch eine Vordermauer, wodurch ein kapellenartiger Steinbau entstand. Auf der hinteren Seite gibt es 2 kleine Räume, die teilweise in eine alte Abraumhalde geschlagen wurden, weshalb man den Bau früher auch als Grotte bezeichnete.
Die Einsiedelei zählte damals zu den ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten und war daher gut besucht. Zwischen 1817 und 1832 kamen über 3000 Besucher, die sich in das „Stammbuch für Freunde der Natur“ eingetragen haben. Da sich nicht alle Besucher im Buch verewigt haben, war die tatsächliche Zahl wohl um einiges höher.
Königshöhe
Auf der Königshöhe (Station 8) findest du ein Denkmal zu Ehren des sächsischen Königs Friedrich August I., welches ebenfalls von Seidel gebaut wurde.
Nach den Befreiungskriegen und dem Sieg der Armeen über Napoleon kehrte der sächsische König am 7. Juli 1815 aus der Gefangenschaft zurück nach Sachsen. Das Denkmal soll an dieses Ereignis erinnern.
Gleisbergbruch
Auf dem Weg zum Gleisbergbruch gibt es einen schönen Spielplatz. Falls du also Kinder hast und eine Pause machen möchtest, ist dies ein guter Ort dafür.
Ansonsten geht es direkt weiter zum Steinbruch. Auf dem Weg siehst du zunächst die Schmiede (Station 9) und das Sozialgebäude (Station 10).
Im Sozialgebäude gab es früher einen Aufenthaltsraum, eine Garderobe, einen Trockenraum und 68 Sitzplätze. Heute dient das „Geoportal Porphyrhaus“ als Veranstaltungsraum und beherbergt Ausstellungen.
Daneben findest du einen historischen Unterstand (Station 11).
Weiter geht es zum Gleisbergbruch mit der Zahlenwand (Station 12).
An der abgeschroteten Steinbruchwand kannst du verschiedene Jahreszahlen sehen. An ihnen kann man erkennen, wie lange die Arbeiter für den Abbau des Porphyrs brauchten. 1947 ist die letzte Zahl.
1928 erreichte man eine Abbautiefe von 60 Metern. Da der Staub hier nicht mehr abziehen konnte und viele Arbeiter an einer Staublunge erkrankten, wurden die Arbeiten in dieser Tiefe eingestellt.
Neben dem Steinbruch siehst du hier noch die alte Krananlage und eine restaurierte Schrämmmaschine.
Der Weg führt dich anschließend weiter zur Aussichtsplattform (Station 13).
Von hier hast du nochmals einen grandiosen Ausblick auf den Gleisbergbruch.
Aussichtsturm
Der 27 Meter hohe Aussichtsturm, auch Friedrich-August-Turm genannt, bildet die vorletzte Station (Station 14) auf dem Porphyrlehrpfad. Dieser wurde ebenfalls von Seidel errichtet. Seine Bauzeit dauerte 4 Jahre und endete 1859.
Der Turm ist König Friedrich August II. gewidmet, welcher 1854 in Folge eines Sturzes aus einem Wagen tödlich verunglückte.
Bei guter Sicht kannst du von hier aus bis zum Kamm des Erzgebirges und zum Völkerschlachtdenkmal in Leipzig schauen. Der Eintritt kostet 1 € pro Person.
Türmerhaus
Das Türmerhaus (Station 15) wurde 1860 gebaut.
Es diente u. a. als Wohnhaus für den Tierfotografen Rudolph Zimmermann und wurde später als Imbiss und Gaststätte genutzt. 2003 wurde das Bergrestaurant „Türmerhaus“ gebaut, sodass das Gebäude heute ungenutzt ist.
Damit endet der Porphylehrpfad.
Wer möchte, kann sich im Bergrestaurant stärken. Geöffnet hat dies täglich von 11 – 17 Uhr.
Über eine Treppe geht es zurück zum Waldschlösschen und von da aus wieder zum Parkplatz.
Für weitere Informationen kannst du dir → hier die Broschüre vom Geopark Porphyrland herunterladen.
Klettern auf dem Rochlitzer Berg
Auch für Kletterfreunde ist der Rochlitzer Berg ein wahres Paradies.
Unweit der Einsiedelei gibt es einen Klettergarten mit vielen Routen in den Schwierigkeitsgraden leicht bis mittelschwer. Das Highlight ist der 15 m hohe, freistehende Turm namens „Bruchwächter“. Auf dem Gipfelbuch kannst du dich eintragen.
Zur Entspannung oder zum Picknicken gibt es große Wiesenflächen.
Auch im Gleisbergbruch kannst du klettern. Hier warten mittel bis sehr schwere Routen auf dich.
Weitere Informationen bekommst du → hier.
Auch wenn du nicht klettern möchtest, solltest du dem Klettergarten einen Besuch abstatten. Gehst du ganz nach hinten, hast du eine tolle Aussicht auf den Gleisbergbruch und kannst die Krananlage aus der Nähe betrachten.
Und wenn du statt klettern lieber wandern möchtest, findest du → hier schöne Routen rund um Rochlitz. Vor allem mit der Wechselburg ist der Porphyrlehrpfad gut kombinierbar.
Wusstest du, dass sich in dieser Region damals ein Supervulkan befand? Kanntest du den Rochlitzer Porphyr bereits?
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